Dem Londoner Startup Oxia Palus ist es gelungen, ein Gemälde von Pablo Picasso zu reproduzieren, das mehr als hundert Jahre unter einer Farbschicht eines anderen Gemäldes – dem berühmten „Breakfast of the Blind“ – verborgen blieb. Die von künstlicher Intelligenz erstellte Reproduktion sollte in der MORF-Online-Galerie ausgestellt werden. Die Verwalter des Nachlasses des großen Künstlers halten dies jedoch für inakzeptabel.
Das Gemälde wurde von einem jungen Startup, Oxia Palus, restauriert, das von George Kann und Anthony Burached, den Experten für maschinelles Lernen des University College London (UCL), gegründet wurde. Seit zwei Jahren stellt das Unternehmen auf die eine oder andere Weise verlorene Werke wieder her – mit Hilfe von Röntgen- und Infrarotscanning, 3D-Druck und neuronalen Netzen wurden mehr als 20 Werke verschiedener Künstler „wieder zum Leben erweckt“.
Ein weiteres Gemälde, das unter dem Gemälde „Breakfast of the Blind“ versteckt war, wurde 2010 entdeckt. Es wird vermutet, dass der Künstler, der damals finanziell knapp war, an Leinwänden sparen musste, so dass die Bilder wohl auf bereits fertige gemalt wurden. Zum Zeitpunkt der Entdeckung der verborgenen Schicht erlaubte uns die Technologie, nur die allgemeinen Konturen des Bildes zu sehen.
Bei Oxia Palus konnten sie die Schichten des Bildes durch digitale Verarbeitung virtuell „trennen“, und ein speziell auf den Stil des Künstlers trainiertes neuronales Netzwerk vollendete das Gemälde, wonach die digitale Reproduktion auf einem 3D-Drucker gedruckt wurde. Es wird behauptet, dass die Technologie es erlaubt, sogar die Art und Weise zu imitieren, in der der Künstler Striche auf der Leinwand hinterlassen hat. Inwieweit das Bild wirklich dem Original entspricht, lässt sich jedoch nicht feststellen.
Am 11. Oktober präsentierten die Firmeninhaber das fertige Exemplar, am 13. Oktober sollte die Reproduktion in der Online-Galerie MORF ausgestellt werden. Kurz zuvor wurde das Team von der sogenannten „Picasso Heritage Administration“ kontaktiert und aufgefordert, die Demonstration abzusagen.
„Die Offenlegung von Picassos Werk ist eine Frage des Urheberrechts und insbesondere des Urheberpersönlichkeitsrechts. Dies ist ein unbefristetes Recht, das nur den Erben des Urhebers zusteht. Nicht nur das, eine künstliche Intelligenz, die wie Picasso zu malen „gelernt“ hat, wird niemals die subtile Wahrnehmung eines Künstlers haben, dessen Meisterschaft auf jeder Leinwand zum Ausdruck kommt“, sagte die Leiterin der Abteilung für Rechtsangelegenheiten der Picasso Heritage Administration, Claudia Andriyu. „Ehrlich gesagt finde ich es ein bisschen traurig, dass unsere Innovation auf diese Weise im Keim erstickt wird“, kommentierte George Kann seinerseits.
Schließlich verfügt MORF derzeit nur über eine künstliche Intelligenzarbeit von Oxia Palus, eine Reproduktion von Beatrice Hastings, die unter Amedeo Modiglianis Portrait of a Girl (1917) versteckt war. Das Startup erstellte 64 Kopien des Porträts von Hastings, mit dem Modigliani bis 1916 eine romantische Beziehung hatte. Jedes der von künstlicher Intelligenz gezeichneten Gemälde wird für 22222,22 $ verkauft.
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